Wohn- und Geschäftshaus Webersbleiche

Ort

Waisenhausstrasse, 9000 St.Gallen

Auftragsart

Wettbewerb, 1. Rang 1995 (mit Marcel Ferrier Architekten)

Ausführung

2003–2008

Auftraggeber

HRS und Swiss Re

Zusammenarbeit

ARGE mit Marcel Ferrier Architekten

Tragwerksplaung

Nänny + Partner AG, St.Gallen

HLKKS-Planung

B+B Engineering, Wil

Publikation

René Hornung, Werner Huber: St.Gallen baut. Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur. Edition Hochparterre, Zürich 2014.

Am westlichen Rand der St.Galler Altstadt, wo die Stadtstruktur allmählich heterogener wird, nahm die Webersbleiche einen ganzen Stadtblock ein. Abgesehen von seiner grossen horizontalen Ausdehnung wirkte der flache Backsteinbau zuletzt wie ein Hofgebäude. An seiner Stelle steht heute ein viergeschossiger Bau, der dem Ort Zentrumscharakter verleiht. In den unteren beiden Geschossen sowie im ersten Untergeschoss befinden sich Einzelgeschäfte sowie ein Warenhaus mit Supermarkt, auf den obersten zwei Geschossen liegen Mietwohnungen. Die Stapelung der beiden Nutzungen lässt sich in der Fassade deutlich ablesen. Der zweigeschossige Sockelbau erinnert an die Dimensionen des Vorgängerbaus, der dem Geviert seinen Namen gab. Mehr

In der Mall, dem zentralen Einkaufshof der Verkaufsgeschäfte, stiftet die Deckenmembrane aus Aluminium dem Innern des Geschäftshauses eine eigene Identität. Das grossmassstäbliche textile Deckenmuster über dem Innenraum, bringt mittels Lichtflecken und Schattierungen eine charaktervolle Spannung ins Zentrum der Anlage. Diese Muster sind auch auf das Äussere übertragen und werten die Hauseingänge, aber auch funktionelle Orte wie die Anlieferung oder die Garagenausfahrt, durch die angebrachte Schablonenmalerei auf. Das rationale und geometrisch stringente Gebäude erhält so eine weiche, organische Ergänzung aussen und innen.
Die vielfältigen Wohnungsgrundrisse leben von den innenliegenden Lichthöfen, Terrassen und Loggias zu den Gassenräumen. Durch die präzise städtebauliche Setzung des rechteckigen Gebäudes entstehen sich öffnenden Gassenräume. Sofort fällt auch die Gebäudegliederung auf, bestehend aus einem filterartigen, massiven Sockelbaukörper und einem transparenten, durch Abspiegelung leicht wirkenden Überbau. Der Sockel aus einem filigranen Betonstabwerk, in den grossflächige Schaufenster und die markanten Eingänge eingesetzt sind, verleiht dem Warenhaus einen eigenen charakteristischen Ausdruck. Dies speziell auch in der Dämmerung und nachts, wenn aus dem Stabwerk und aus den Schaufenstern das samtige Licht strömt, welches die öffentlichen Gassen beleuchtet.
Der zum Auflager zurückgestaffelte Überbau soll sich je nach Standpunkt und Lichtverhältnissen mehr oder weniger kontrastierend vom Sockel abheben. In den Gassenräumen löst er sich durch Spiegelungen zeitweilen fast auf und erscheint von den umgebenden Bauten her leicht und durchlässig, mit Tiefenwirkung. Diese Absicht wird unterstützt durch gliedernde, variabel gesetzte Haupthöfe am Rand des Hauptbaukörpers, insbesondere im obersten Wohngeschoss, wo offene Wohnterrassen die Konturen durchbrechen.
Weniger

Der Neubau mit Broderbrunnen
Wohngeschoss
Das Haus beleuchtet den Strassenraum
Die horizontale Zäsur erinnert an die alte Bebauung
Das neue Geviert von oben
In der Dämmerung
Längsschnitt
Blick in eine Wohnung
Geviert vorher
Querschnitt
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